Kolloquium der „Spätantiken und Byzantinischen Kunstgeschichte“ der LMU, 09.05.2019-12.05.2019, in Zaunhof, Tirol.
von D. Baumgartner
In konzentrierter und kollegialer Atmosphäre konnten sich in diesem Jahr wieder Studierende und Qualifizierende der Spätantiken und Byzantinischen Kunstgeschichte und ihrer Nachbardisziplinen in Zaunhof im Pitztal zum wissenschaftlichen Austausch versammeln. Akademischer Betreuer des Kolloquiums war dankenswerterweise Prof. Dr. Franz Alto Bauer, der mit seiner einfühlsamen und hilfsbereiten Art die regen Diskussionen lenkte. Insgesamt stellten etwa 10 angehende WissenschaftlerInnen ihre Thesen vor aufmerksamen Hörern unterschiedlichster Fächer vor.
Beispielweise stellte uns die Doktorandin Arabella Cortese mit dem Referat „Anemurium: Auf den Spuren der Apostel?“ einen Teil ihres Dissertationsprojektes vor. Anemurium, eine Hafenstadt in Kilikien, soll kurzzeitig die Wirkstätte des Paulusbegleiters Barnabas gewesen sein, dessen Verehrung durch Einheimische und Pilger sich belegen lässt. Diskutiert wurde unter anderem die dortige Apostelkirche im Blick auf die Frage, ob an diesem Ort der Barnabas-Kult lokalisiert werden kann, welche Art der Verehrung hier stattfand und wie die Barnabas-Verehrung in der näheren und weiteren Umgebung fassbar ist.
Die Masterstudentin Corinna Mairhanser, die eine Masterarbeit zum Themenkomplex Vorhänge vorbereitet, stellte umfassend dar, wie vielfältig (auch begrifflich) die Verwendung und Funktion von Vorhängen in Spätantike und Byzantinischer Zeit zu denken ist. Die dem Vortrag nachfolgende Diskussion griff bis in die Theater- und Bühnentheorie, sowie die spätantike Kaiserrepräsentation über.
Methodische Überlegungen seine Dissertation betreffend wurden uns von André Lindörfer vorgestellt, der zum Thema „Jugend und Herrschaft im Römischen Reich“ promoviert. Sein Vorhaben beschäftigt sich mit den Kinderkaiser im Imperium. Dass der Jugend-Begriff der Kaiserzeit offenkundig ein anderer war als unser heutiger, legte Herr Lindörfer uns der gesellschaftlichen, rechtlichen und politischen Stellung Jugendlicher und Adoleszenten dar.
Marcel Philipp macht sich in seiner Masterarbeit den Residenzstadt-Begriff der tetrarchischen Zeit zum Thema. Anhand der „Residenzstädte“ Trier, Mailand und Sirmium legte er uns dar, welche Schwierigkeiten der voreiligen Nomenklatur einer Stadt als Residenzstadt anhand der in der Forschung als kanonisch geltenden Kriterien Palast mit Circus anhaften. In der Diskussion kam die berechtigte Frage auf, anhand welcher materieller Kriterien eine solche Terminologie bzw. Definition noch aufrecht zu erhalten ist, die vielmehr eine von Rom her gedachte Konstruktion der Forschung zu sein scheint.
Carolin Schäfer referierte zu den Monolithkirchen von Lalibela in Äthiopien. Sie forscht in ihrer Bachelorarbeit zur Frage, ob diese eine Repräsentation der Heiligen Stätten in Jerusalem oder gar der ganzen Stadt Zions darstellen und präsentierte uns theologische, frömmigkeitsgeschichtliche wie bauarchäologische Gründe für eine solche Annahme.
Julian Hollaender stellte uns Teile seines fast abgeschlossenen Dissertationsprojektes vor, das den Titel „Flüsse und ihre Götter in der römischen Kaiserzeit“ trägt. Anhand der beispielhaften Städte Perge und Ephesus wurde u. a. die Fragen diskutiert, wie Flussgötter zur Darstellung im Bildnis kommen und welche Funktionen sie in Stadt, Gesellschaft und Religion haben.